Richtest Du eine smarte Sicherheitskamera ein, stehst Du früher oder später vor der Frage: Abo oder nicht? Die meisten Hersteller smarter Überwachungskameras geben Dir nämlich die Option, ein kostenpflichtiges Abo bei ihnen abzuschließen. Damit bekommst Du meist Zugriff auf zusätzliche Funktionen wie Speicherung Deiner Aufnahmen.

Das ergibt durchaus Sinn, immerhin brauchen viele Features einiges an Serverkapazitäten. Die Hersteller sichern sich somit auch ein konstantes Einkommen, um ihre Produkte weiter zu verbessern und auch auf Jahre kritische Sicherheitsupdates bereitstellen zu können.

Dennoch: Für uns Nutzer ist das schnell ärgerlich. Zum einen gehen viele Abos schnell ins Geld. Zum anderen erschwert dies ein individuelles Setup mit Kameras verschiedener Hersteller – schließlich brauchst Du dann mehrere Abos.

Was es also braucht: Eine sogenannte „Killer-App“, in der Du alle Sicherheitskameras unter einem Dach zusammenfassen kannst. Apples HomeKit schien lange dafür prädestiniert, immerhin macht der Service genau das: Er fasst Dein gesamtes Smart Home unter einer Oberfläche, in einer App zusammen.

Und mit dem Release von iOS 13 war es dann auch soweit. Apple kündigte HomeKit Secure Video an. Und der Service sollte genau das tun, was die Apps der meisten Hersteller smarter Sicherheitskameras können: Du siehst Dir den Live-Feed an, springst zu Clips, wo beispielsweise Bewegungen registriert wurden oder speicherst Videos in Deiner iCloud.

Apple führt aber noch ein weiteres Argument ins Feld: Datenschutz. Der iPhone-Konzern positioniert sich schon seit einigen Jahren als Datenschutzkönig unter den Techkonzernen. So jetzt auch mit HomeKit Secure Video: Apple preist die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, mit der sie die Videos auf iCloud speichern. Außerdem brauchen die Machine-Learning-Prozesse, mit denen Videos unter anderem auf Bewegungen analysiert werden, keine Verbindung zur Cloud. Sie finden stattdessen lokal statt, beispielsweise auf Deinem iPad oder HomePod.

Das brauchst Du

Voraussetzung ist natürlich Dein HomeKit-System, also eine Steuerzentrale und die eingerichtete Home-App auf einem iPhone, iPad oder iPod touch. Wichtig: Dein mobiles Gerät muss mindestens mit iOS 13.2 laufen. Außerdem sollte die Apple-ID für HomeKit die gleiche wie für Deine iCloud sein. Zu guter Letzt natürlich eine Kamera, die HomeKit Secure unterstützt.

Hier ist die Auswahl (noch) sehr überschaubar. Die Logitech Circle 2 war eine der allerersten. Inzwischen ist auch Netatmo seiner Ankündigung gefolgt. Die smarte Innenkamera Netatmo Welcome und die Sicherheitskamera für draußen, die Netatmo Presence sind mit einem neuen Update beide mit HomeKit Secure Video kompatibel.

Kostenpflichtiger iCloud-Plan kein Muss

Etwas Verwirrung gab es um den benötigten iCloud-Plan. Oft findet sich noch die Angabe, es sei mindestens der Plan mit 200 Gigabyte für 2,99 Euro im Monat nötig, um HomeKit Secure Video nutzen zu können.

Um Klarheit zu schaffen, einmal der Reihe nach:

  • Mit einer kostenlosen iCloud nutzt Du HomeKit Secure Video problemlos, nur etwas reduziert. Du greifst auf den Live-Stream Deiner Kamera zu und speicherst einzelne Clips, beispielsweise bei Bewegungen, die die Kamera aktivieren.
  • Der 200-Gigabyte-Plan gibt Dir Zugriff auf die kompletten Kamera-Aufzeichnungen der letzten zehn Tage. Es bleibt aber beim Singular, also bei einer Kamera.
  • Mehr bekommst Du mit dem 2-Terabyte-Plan für 9,99 Euro im Monat. Hier schaltest Du alle Funktionen für bis zu fünf Kameras frei. Interessantes Zugeständnis: Obwohl Apple für das Video-Archiv eine kostenpflichtige iCloud voraussetzt, rechnen sie Dir den Speicherplatz für Deine Kamera nicht an.

Komplizierter wird es, willst Du mehr als fünf Kameras mit HomeKit Secure Video verknüpfen. Dann musst Du laut Apple eine weitere Apple-ID nutzen. Heißt: Willst Du vollen Zugriff auf die kompletten Aufzeichnungen und hast 13 Kameras, brauchst Du 3 Apple-IDs und für jede den 2-Terabyte-Plan, zahlst also 30 Euro im Monat. Vielleicht stuft Apple das irgendwann noch einmal hoch, allerdings gibt es derzeit auch keinen iCloud-Plan mit mehr als zwei Terabyte.

Einrichtung wie bei anderen Apps auch

Aber wie verknüpfst Du nun Deine Sicherheitskamera mit HomeKit Secure Video? Im Kern so wie überall sonst auch: auf „Gerät hinzufügen“ und den Anweisungen der App folgen. Dann ist die Kamera Teil Deines HomeKit und Du steuerst sie ebenso bequem wie smarte Lichter, Lautsprecher oder Thermostate. Und alles aus einer App heraus.

Über die Home-App von Apple greifst Du dann auch auf den Video-Feed und die Clips Deiner smarten Sicherheitskamera zu. Außerdem regelst Du dort alle wichtigen Einstellungen, beispielsweise wann Du Benachrichtigungen bekommst.

Details zur Einrichtung und die Funktionsweise von HomeKit Secure Video folgen dann in einem eigenen und ausführlichen Tutorial, das wir demnächst veröffentlichen. Sobald es fertig ist, werden wir das hier verknüpfen.

Unser erstes Fazit zu HomeKit Secure Video

Die Integration smarter Sicherheitskameras mit allen dazugehörigen Funktionen wie Bewegungserkennung ist eine extrem sinnvolle Weiterentwicklung für Apples HomeKit. Das System wird damit noch einmal mehr zur erwähnten All-in-one-App für Dein Smart Home.

Wie zuverlässig das funktioniert, müssen wir wie gesagt erst noch testen. Die Funktionen ähneln aber stark denen der Apps von den Kamera-Herstellern selbst. Allerdings ist HomeKit Secure Video noch nicht so ausgereift.

Und auch sonst scheint der Service noch sehr am Anfang zu stehen. Einige Funktionen fehlen komplett (aus dem Home-Startbildschirm die Kamera direkt ein- oder ausschalten), andere wirken holprig (siehe mehrere Apple-IDs für mehr als fünf Kameras). Doch an allem wird Apple sicher weiter schrauben und den Service stetig verbessern.

Ein starker Pluspunkt ist tatsächlich der Datenschutz. Klar, viele werden Bauchschmerzen haben, einem Konzern wie Apple alle Daten aus dem eigenen Haus anzuvertrauen. Allerdings ist das im Zweifel besser als gleich sechs verschiedenen Firmen vertrauen zu müssen. Zumal Apple das Thema Datenschutz und -sicherheit zunehmend in den Fokus seiner Arbeit gerückt hat. Schließlich ist der Konzern aus Cupertino anders als beispielsweise Google oder Amazon nicht darauf angewiesen, Daten en masse zu horten und auszuwerten. Zumindest, solange Apple vor allem Hardware verkauft.

Interessant dürfte werden, wie sich die Kamerahersteller verhalten. Schließlich müssen sie sich für Apple öffnen und ihnen geht – benutzen die Leute lieber HomeKit – eine potenzielle Einkommensquelle verloren.

Andererseits können sie sich auch voll auf HomeKit einlassen. Das hätte den Vorteil, dass sich die Produzenten der Kameras eben auf das Produzieren der Kameras fokussieren können. Und Apple auf die Benutzung und Integration in Dein Smart Home. Unternehmen wie Eve betreiben diese Arbeitsteilung bereits sehr erfolgreich. Wir jedenfalls würden uns freuen, nicht mehr ein halbes Dutzend Apps für unser Smart Home benutzen zu müssen.