Mit dem Pixel Tablet kehrt Google Jahre nach den beliebten Nexus-Geräten endlich auf den Tablet-Markt zurück. Und macht mit einer revolutionären Idee aus dem Nest Hub ein vollwertiges Android-Tablet. Aber reicht das, um zurück zu alter Größe zu kommen? Wir haben es für Dich herausgefunden.
Das Pixel Tablet macht einen soliden ersten Eindruck. Die Verarbeitung ist auf gewohnt hohem Niveau, die Keramik-beschichtete Rückseite aus Metall fühlt sich hochwertig an. Das Design ist minimalistisch und fügt sich so perfekt in das bestehende Ökosystem von Google ein. Die Einrichtung gestaltet sich ähnlich simpel wie bei den Pixel Phones und ist innerhalb weniger Minuten abgeschlossen. Hier gibt es wie bei den Smartphones die Möglichkeit, Daten, Einstellungen und Apps von anderen Geräten zu übertragen. Optimal, falls man von einem alten Tablet wechseln möchte.
Ein Tablet für mehrere Nutzer
Ein großartiges Feature, das wir gerne auf mehr Tablets sehen würden, ist die Möglichkeit, mehrere Nutzer einzurichten. Jeder neue Nutzer geht praktisch denselben Einrichtungsprozess durch. Am oberen Bildschirmrand wird der aktive Nutzer angezeigt und mit wenigen Tipps wechseln wir fließend den Benutzer. Dabei lässt sich jeder Account mit einer eigenen Pin und eigenen Fingerabdrücken sichern. Warum das bei Tablets nicht der Standard ist, ist uns ein Rätsel. Schließlich werden die allermeisten Tablets von ganzen Haushalten genutzt, anstatt nur von einzelnen Personen. Gerade für Familien bietet sich hier die Möglichkeit, Profile für Kinder mit Jugendschutz einzurichten.
Das Entsperren des Pixel Tablets ist noch hakelig
Und ja, das Pixel Tablet hat einen Fingerabdrucksensor. Der verbirgt sich im On-/Off-Button neben den Lautstärketasten. Dementsprechend ist der Sensor recht schmal, worin sich auch seine Schwäche verbirgt: Im Test wurde mein Fingerabdruck oft nicht beim ersten Versuch erkannt. Ein Face Unlock-Feature wie beim Pixel 7 gibt es hier übrigens nicht. Schade, denn von meinem Pixel 7 Pro bin ich das schnelle Entsperren durch die Kombination aus Underscreen-Fingerprint-Sensor und Face Unlock gewohnt. Gut möglich aber, dass hier noch per Software-Update nachgebessert wird.
Die Hardware des Pixel Tablets
Der Bildschirm ist typisch Mittelklasse-Tablet. Mit 2560 x 1600 Pixeln und einer Pixeldichte von 276 ppi dürfte das Display für die allermeisten Anwender ausreichen. Mit 500 Nits ist der Bildschirm auch nicht wirklich besonders hell. Scheint die Sonne aufs Display, wird es schon schwer, etwas zu erkennen. Dem HDR-Display der iPads hinkt das meilenweit hinterher, aber das ist schließlich auch nicht Googles Ziel beim Pixel Tablet gewesen. Für den alltäglichen Gebrauch reicht das Display allemal.
Als Prozessor verwendet Google den Tensor G2-Chip, der auch schon in der Pixel 7-Reihe zum Einsatz kam. Mit dem und 8 Gigabyte Arbeitsspeicher ist das Tablet leistungsstark genug für den Alltag. So richtig schnell wirkt es dennoch nicht. Das dürfte aber hauptsächlich an der niedrigen Bildwiederholrate des Displays liegen.
Vernünftigerweise keine High-End-Kameras
Die Kamera ist Tablet-typisch sehr mittelmäßig. Das ist auch gut so. Schließlich dient die Hauptkamera am Tablet eher als Notlösung für Schnappschüsse. Bessere Hardware hätte hier nur den Preis nach oben getrieben. Dafür steckt im Tablet die gleiche Software mit KI-Features wie in den Pixel Smartphones. Auch hier ist der Magische Radierer mit an Bord, und die Nachbearbeitung geschossener Bilder wertet die Qualität deutlich auf. Dennoch bleibt die Kamera ein nettes Extra ohne wirkliche Relevanz. Sinnvoller ist hier die Frontkamera. Schließlich kann diese für Videoanrufe verwendet werden. Dafür ist die Kameraqualität auch ausreichend, solange genug Licht vorhanden ist.
Was kann das Ladedock des Pixel Tablets?
Eins der absoluten Highlights des Pixel Tablets ist definitiv das im Lieferumfang enthaltene Ladedock. Mit Magneten schnappt das Tablet an den Lautsprecher und hält gerade fest genug, dass man es noch mit einer Hand los bekommt. Im gedockten Modus verwandelt sich das Tablet in einen besseren Nest Hub. Das ist so naheliegend, dass uns auch hier wundert, warum es so etwas nicht schon viel früher gab. Schließlich ist ein Nest Hub nicht viel mehr als ein günstiges Tablet mit einem Lautsprecher.
Das Pixel Tablet wird zum Nest Hub
Im Hub-Modus haben wir die Wahl, ob das Display im Standby-Modus eine Uhr, die Fotogalerie mit eigenen Fotos oder Fotos aus dem Internet, den Wetterfrosch oder einen animierten Wetterhintergrund anzeigen soll. Wie beim Pixel Phone entscheiden wir außerdem, ob sensible Inhalte wie Nachrichten im gesperrten Zustand angezeigt werden sollen oder nicht. In einer Ecke des Bildschirms ist im gedockten Zustand das Google Home-Logo zu sehen. Tippt man darauf, öffnet sich das Dashboard und das Pixel Tablet wird zur Smart Home-Zentrale. Das klappt auf Wunsch auch ohne das Tablet per Fingerabdruck oder Pin entsperren zu müssen. Alternativ starten wir mit der bekannten Aktivierungsphrase Google Assistant.
Dank des Ladedocks ist das Pixel Tablet praktisch immer geladen. Damit der Akku dadurch nicht zu sehr strapaziert wird, lädt er im Hub-Modus jedoch nur bis 90 Prozent. Das ist klasse, denn so dürfte der Akku deutlich länger leben. Allerdings ist das Ladedock nicht nur ein riesiger Qi-Charger, sondern auch ein Lautsprecher.
Wie klingt das Pixel Tablet?
Im Handheld-Modus klingt das Pixel Tablet ganz okay. Es fehlt vor allem der Bass. Zwei Lautsprecher auf jeder Seite sind in jedem Fall laut genug, allerdings macht die Platzierung es schwierig, das Tablet in den Händen zu halten, ohne einen der Lautsprecher zu verdecken. Dockt man das Tablet an den Lautsprecher, kehrt der Bass zurück, dafür verschwinden die Mitten und Höhen ein wenig, da der Klang nun ausschließlich über das Ladedock läuft und die Speaker am Tablet stumm bleiben. Vielleicht wäre ein Mix aus beidem hier besser gewesen. Natürlich ist der Klang für ein Tablet dennoch ziemlich gut. Es dürfte schwer sein, ein Android-Tablet mit besserem Sound zu finden.
Beim Klang kann das Pixel Tablet auch mit Ladedock nicht voll überzeugen
Im direkten Vergleich klingt ein Nest Mini-Stereopaar allerdings deutlich besser als das gedockte Pixel Tablet. Das ist insbesondere enttäuschend, wenn man bedenkt, dass das Ladedock separat stolze 149 Euro kostet. Immerhin ist aber der Übergang zwischen den Lautsprechern beim Docken oder Abnehmen des Tablets beinahe nahtlos. Verpasst hat Google hier die Chance, das Ladedock zum Bluetooth-Lautsprecher aufzuwerten. Ohne das angedockte Tablet steht das Dock so nur nutzlos herum. Wie cool wäre es gewesen, sich vom Tablet oder einem anderen Gerät aus mit dem Dock via Bluetooth zu verbinden und so eine kleine Boombox im Raum zu haben.
Die wahre Stärke des Pixel Tablets liegt in der Software
Wo das Pixel Tablet hingegen tatsächlich strahlt, ist in der Software. Android 13 ist hier so gut für das Tablet-Format optimiert, dass andere Hersteller unbedingt genauer hinschauen sollten. Die bekannte Wisch-Gestensteuerung der Pixel Phones ist gewohnt intuitiv und wurde um eine neue Geste erweitert: Wischt man vom unteren Bildschirmrand nach oben und hält den Finger kurz über dem Rand, taucht eine Leiste auf, in der sich dieselben App-Symbole befinden, wie auf dem Home-Bildschirm. Das beinhaltet auch zuletzt genutzte Apps. So gestaltet sich der Wechsel zwischen den meistgenutzten Apps besonders schnell.
Besseres Multitasking dank Splitscreen-Modus
Doch damit nicht genug. Ziehen wir eins der Symbole aus der Leiste nach oben, können wir die gewählte App im Splitscreen-Modus neben der bereits aktiven App starten. Das macht Multitasking so viel einfacher. Eine Trennlinie in der Mitte lässt sich nach links oder rechts verschieben, um die Bildschirmaufteilung zu ändern oder eine App auf Vollbild zu bringen. Das klappt so gut, dass man sich schnell daran gewöhnen kann. Jedoch sind neben den hauseigenen Apps von Google längst nicht alle Drittanbieter-Apps für das Tablet-Format optimiert. Typische Telefon-Apps wie Instagram, TikTok oder viele andere öffnen sich nach wie vor im Seitenverhältnis eines Telefons. Dadurch bleibt der Großteil des Bildschirms ungenutzt. Dafür lässt sich die Anzeige aber per Fingertippen an den Bildschirmrand holen, um für die Hände besser erreichbar zu sein.
Unser Fazit zum Pixel Tablet
Das Pixel Tablet basiert auf einer simplen, aber genialen Idee. Wo die meisten Tablets irgendwo herumliegen oder am Ladekabel hängen, wenn man sie nicht benutzt, hat das Pixel Tablet immer seinen festen Platz. Und mit mehr als einem Ladedock nimmt man das Tablet einfach vom Schlafzimmer in die Küche und muss so nicht mal das Gerät wechseln, um etwa die Lieblingsserie weiterzuschauen. Der Splitscreen-Modus ist ein klasse Feature, ebenso wie die Möglichkeit, mehrere Nutzer einzurichten. Das alles hat aber auch seinen Preis. Ganze 679 Euro kostet das Pixel Tablet mit Ladedock. Ohne ist es übrigens nicht erhältlich.
Wer mit dem Pixel Tablet vermutlich nichts anfangen kann
Für den Preis lässt sich schwer sagen, wen Google hiermit ansprechen will. Wer als Einzelperson ein Tablet zum gelegentlichen Browsen benutzt oder damit einen Film im Bett schauen möchte, kann das natürlich auch deutlich günstiger haben und braucht das Ladedock nicht. Wer ein smartes Display in der Küche gebrauchen kann, kommt mit einem Nest Hub für einen Bruchteil des Preises zurecht. Und wer viel Musik hört, wird vom Klang des Tablets auch mit Ladedock enttäuscht sein. Und da das Display eher Mittelklasse ist und der Tensor G2 Chip das Tablet nicht merklich schneller macht als die Konkurrenz, werden professionelle Nutzer ohnehin beim iPad bleiben.
Für wen eignet sich das Pixel Tablet?
Wer allerdings als Multitask-Nutzer etwa Aufgaben auf dem Tablet erledigt, gerne Produkte vergleicht oder einfach nur mehrere Dinge auf einmal tun möchte, ohne dabei das Smartphone zu zücken, wird um den Splitscreen-Modus nicht herum kommen. Mehrpersonenhaushalte freuen sich währenddessen über die Multi-User-Funktion. Und wir bleiben dabei: Der Hub-Modus ist eine geniale Idee. Das Tablet liegt nicht ungenutzt herum und gibt noch nützliche Informationen oder dient als Dashboard für Deine Smart Home-Geräte. Das alles sind durchaus starke Argumente. Etwas Vergleichbares liefert in der Form schließlich noch kein anderes Android-Tablet.
Das Pixel Tablet ist eine tolle Idee, aber noch etwas unausgereift umgesetzt
Google platziert sich mit dem Pixel Tablet dennoch etwas ungünstig. Der Aufpreis gegenüber dem US-Preis von 500 Dollar ist für die Funktionen des Ladedocks schwer nachvollziehbar. Schade, denn für 500 Euro hätte das Pixel Tablet eine eindeutigere Empfehlung verdient. So wurden aber etwas viele Abstriche beim Ladedock gemacht – ausgerechnet dem Highlight-Feature des Tablets. Mit besserem Klang und Bluetooth-Funktion wäre dieses nämlich ein weiteres, sehr starkes Verkaufsargument gewesen. Wir hoffen, dass Google dran bleibt und eine zweite Generation des Pixel Tablets entwickelt, die die Schwächen des Vorgängers ausbügelt. Vielleicht dann auch zu einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis. Bis dahin empfiehlt es sich, nach guten Angeboten Ausschau zu halten. Etwa unserem Bundle mit einem kostenlosen Nest Hub. So bekommst Du das Pixel Tablet zu einem unschlagbaren Deal.