Klassische Deckenleuchten sind vielleicht nützlich, um einen Raum zu erhellen. Wirklich schön sind sie selten. Um jede Ecke auszuleuchten, reichen sie meist nicht aus. Und wenn, ist das Licht eher penetrant.
Falls es Dir genauso geht, versprechen smarte Lightstrips Abhilfe. Die dünnen LED-Streifen versteckst du hinter Möbeln oder platzierst sie offen als indirektes Licht. So setzt Du wirklich großartige Akzente und das quasi überall. Daneben wirkt ein indirekt platziertes Licht oftmals natürlicher als herkömmliche Deckenleuchten.
Aber welche Lightstrips sind nun die richtigen für Dich? Besonders, wenn Du sie sinnvollerweise über Dein Smart Home steuern willst, gibt es einiges zu beachten. Bluetooth oder Zigbee? Welcher Sprachassistent wird unterstützt? Lassen sich die Streifen zuschneiden und anpassen? Wir haben im Folgenden die Antworten für Dich.
Für unseren Vergleich haben wir uns sechs Produkte von fünf Herstellern vorgenommen. Die Lichtbänder von Osram (genauer: von Ledvance, die inzwischen die Produkte unter dem Namen Osram verkaufen) gibt es in zwei Ausführungen, Bluetooth und Zigbee. Daneben darf natürlich Philips Hue mit dem LightStrip als Platzhirsch bei smartem Licht nicht fehlen.
Die Leuchten von LIFX lohnen einen Blick, weil sich deren Leuchtmittel direkt mit dem WLAN verbinden. Das erspart Dir eine Bridge. Innr hat sich einen Namen als günstige Alternative zu Philips Hue gemacht. Und Eve ist etwas für alle Apple-Freunde. Die Münchner produzieren Smart-Home-Geräte, die ausschließlich mit dem Ökosystem von Apple kompatibel sind.
Erster Eindruck und Optik
Hier ähneln sich die meisten Hersteller. Die Strips sind aufgerollt, in den Boxen findest Du Netzteile und Bridges (insofern es welche gibt). Da alle LED-Streifen im Test selbstklebend sind, riechen die Boxen beim ersten Auspacken entsprechend nach Kleber, Plastik und Gummi. Das ist unangenehm, aber nichts, was ein bisschen Lüften nicht beheben kann.
Besondere Erwähnung verdient die Verpackung des Eve Light Strip. An ihr merkt man schon, dass sich das Unternehmer voll an Apple gebunden hat. Das Unboxing des LED-Streifens von Eve erinnert an das Auspacken von iPhone und Co.
Am besten gefallen hat uns aber das Verpackungsdesign von LIFX. Alle anderen Hersteller setzen auf mal mehr, mal weniger feste Papp-Päckchen. Bei LIFX fühlt sich der Karton nicht nur hochwertig an, sondern sticht mit seiner Zylinderform auch sehr angenehm heraus. Wir jedenfalls hatten diese Packung schon vor dem Auspacken sehr gerne in der Hand.
Gleiches mit dem Strip selbst. Dieser fühlt sich dank einer dickeren Gummischicht über den LEDs bei LIFX sehr wertig an. Direkt dahinter folgen unserem Eindruck nach Eve und Philips. Bei beiden stört je nach Empfinden aber, dass zwischen Hülle und Lichtstreifen etwas Luft und Spielraum sind.
Osram und Innr ähneln im Aussehen den anderen Produkten und sind ebenfalls gut verarbeitet. Haptisch machen sie für uns nur nicht ganz so viel her.
Installation und Einrichtung
Die schlechte Nachricht zu Beginn: So ganz ohne App geht es nicht, bei keinem Produkt. Aber das ist der Preis, den wir für ein Smart Home zahlen. Die gute Nachricht ist: Je nach Gerät integrierst Du den LED-Strips direkt in das Ökosystem von Apple HomeKit, Google Home oder Amazon Alexa. Dann brauchst Du die einzelnen Apps nur zum Einrichten und für spezielle Einstellungen.
Ansonsten ist es meist einfaches Plug-and-Play. Die LED-Streifen, die auf Bluetooth (Osram Bluetooth und Eve) oder WLAN (LIFX) als Übertragungsstandard setzen, installierst Du direkt vom Smartphone aus.
Die Zigbee-Lichtstreifen (Osram, Philips, Innr) brauchen eine entsprechende Bridge. Bis auf das Produkt von Philips liegt die aber immer mit dabei. Aber auch hier gilt: Bridge einfach an den Router anschließen, kurz warten und schon kannst Du weitermachen. Solltest Du schon eine Philips Hue Bridge haben, verbindest Du alle der genannten Zigbee-Streifen auch mit dieser.
So oder so: Die Einrichtung funktioniert überall gleich. App herunterladen – eventuell ein Konto einrichten oder anmelden – Gerät suchen und einrichten. Überall konnten wir problemlos individuelle Namen vergeben und die Geräte Räumen zuordnen.
Beim Aufbau gab es praktisch keine Probleme. Wir wunderten uns kurz, warum der Osram Zigbee nicht leuchtete, allerdings hatten wir den Streifen lediglich falsch herum an das Stromkabel angeschlossen.
Bei LIFX leuchtete zunächst nur eine Hälfte bzw. einer der Strips. Aber auch das ließ sich schnell beheben: Entweder zuerst die zwei Streifen verbinden, dann an den Strom anschließen oder die kleine Taste am Controller kurz drücken.
Betrieb
Der Einfachheit empfehlen wir Dir generell, Dein Smart Home möglichst zentral zu organisieren. Das erleichtert Dir zum einen die Bedienung, zum anderen stellst Du leichter Verbindungen her, gruppierst Geräte oder erstellst Automationen.
Das heißt beispielsweise, Deinen Lichtstreifen über die App von Philips Hue (bzw. anderen Apps, die mit der Hue Bridge kompatibel sind) oder Apple HomeKit zu organisieren. Gerade, wenn Du viele Geräte verschiedener Hersteller hast.
Ansonsten gibt es im Betrieb nicht viele Unterschiede. Alle Streifen leuchten (wie gut, dazu später mehr), die Steuerung mit Smartphone und Sprachsteuerung klappte auch überall. Bei schnellen Farbwechseln ruckelte es manchmal sichtbar bei den Streifen von Innr und Osram. Das mag aber auch an der Steuerung über eine Drittanbieter-App (Philips Hue) gelegen haben.
Die Streifen selbst werden nicht zu heiß, schließlich sind es LEDs. Wo die einzelnen Lichter enger zusammenliegen, sind die Strips auch etwas wärmer. Daneben ist nur LIFX etwas negativ aufgefallen, da der Controller einen leichten Ton von sich gibt.
Kompatibilitäten
Dies ist ein wichtiger Punkt, wenn Du Deinen Lichtstreifen sinnvoll in Dein Smart Home einbinden willst – mitunter sogar wichtiger als technische Details. Denn was nützt Dir ein Eve Light Strip, wenn Du voll auf den Google Assistant setzt?
Ganz allgemein können sich alle Nutzer von Alexa entspannen: Alle getesteten LED-Strips unterstützen die Sprachsteuerung von Amazon Alexa. Siri funktioniert ebenfalls bei allen, bei Innr und Osram Zigbee aber nur, wenn Du die Lichter mit einer Hue Bridge koppelst.
Die geringste Auswahl hast Du, setzt Du auf den Google Assistant. Die Streifen von Eve und Osram Bluetooth fallen komplett raus, die von Innr musst Du auch hier zuerst mit einer Hue Bridge verbinden.
Aber Sprachsteuerung ist natürlich nicht alles. Das zeigt sich beim Kompatibilitäts-Klassenprimus Philips Hue. Neben den drei großen Ökosystemen (Google, Amazon, Apple) unterstützen die Geräte unter anderem auch Microsoft Cortana und Bosch Smart Home. Die Liste der „Friends of Hue“ mit kompatiblen Geräten, Diensten und Herstellern ist noch einmal bedeutend länger. Mit Philips Hue bekommst Du also maximale Flexibilität.
Und gleich zum absoluten Gegenteil: Eve. Das Münchner Unternehmen hat sich voll auf Apple HomeKit spezialisiert (siehe Verpackung). Entsprechend flüssig und optimiert arbeiten die Produkte von Eve in einem Apple Smart Home und mit Siri. Aber eben auch nur damit.
Gleiches gilt für den Osram Bluetooth Lichtstreifen, da dieser lediglich Bluetooth unterstützt und sich daher in kein Zigbee-basiertes Smart Home einbinden lässt.
Leuchtkraft
Wir sparen uns viel Gerede und lassen gleich die Bilder für sich sprechen.
Schon auf den ersten Blick erkennt man aber deutliche Unterschiede. Osram, Philips und Eve setzen auf größere Abstände zwischen den einzelnen LEDs. Bei LIFX und Innr liegen die LEDs deutlich enger beieinander. Das macht das Lichtband konstanter, wie man gut bei farbigem Licht erkennt, erschwert das Kürzen allerdings auch etwas.
Das zeigt sich dann auch in unserem Test-Setup, bei dem wir Kamera-Einstellungen und Aufbau für alle Lichtstreifen so gleich wie möglich gehalten haben. Wir haben die Strips hinter einen Fernseher platziert und ein sehr kaltes, weißes Licht bei voller Helligkeit eingestellt.
Allerdings kann es trotzdem Unterschiede geben, da drei LED-Streifen (Eve, Osram Bluetooth, LIFX) über HomeKit und die anderen (Philips Hue, Osram Zigbee, Innr) über die Philips Hue App gesteuert haben. Innerhalb dieser beiden Gruppen lässt sich das Leuchtverhalten aber gut vergleichen.
Der erste Eindruck bestätigt sich auch im Test: LIFX und Innr liefern ein nahezu durchgängiges Leuchtband. Bei den anderen kann man die Standorte der LEDs noch gut voneinander unterscheiden.
Dafür zählt Innr auch zu den schwächeren der sechs Lichter, zusammen mit den beiden von Osram. Die drei haben allerdings auch die geringsten Lumen-Zahlen (siehe Tabelle ganz unten).
Eve, Philips Hue und Innr haben unserem Eindruck nach das eingestellte kaltweiße Licht am besten umgesetzt. Philips Hue überzeugte außerdem mit durchgehend sehr natürlich wirkenden Farben und einer weichen Streuung.
Der starke Lila-Stich bei LIFX hat uns nach dem Shooting beim Sichten der Bilder überrascht. Möglich, dass unsere Kamera-Einstellungen nicht optimal waren, allerdings zeigt sich ein ähnliches Farbbild auch bei den Osram Zigbee Licht. Die Bluetooth-Version des Osram Lichts zeigte dagegen einen leichten Grün-Stich.
Besonderheiten
Zum Abschluss noch ein paar besondere Aspekte. Zum einen das Zuschneiden. Das ist prinzipiell bei allen getesteten Lightstrips möglich. Einige wie Osram machen es Dir sehr einfach, indem die Stellen, an denen Du schneiden darfst, klar markiert sind. Bei anderen musst Du die entsprechenden Supportseiten besuchen und die genauen Stellen selbst finden. LIFX sagt sogar ausdrücklich: Zuschneiden auf eigene Gefahr.
Verlängern ist da deutlich einfacher. Alle Hersteller bieten Extension-Kits an, mit denen Du die LED-Streifen erweiterst. Nur bei Innr geht das nicht, da das Steuermodul lediglich für vier Meter Strip ausgelegt ist. Allerdings ist das Produkt von Innr mit vier Meter auch mit Abstand das längste unserer Vergleichsgruppe.
Daneben hebt sich LIFX noch mit einer besonderen Funktion hervor. Deren LED-Streifen ist nämlich in verschiedene Zonen unterteilt (jeweils acht auf einem Meter Strip), die Du einzeln ansteuern kannst. LIFX ist also der einzige im Test, der beispielsweise einen Regenbogen auf einem Strip darstellen kann.
Fazit
Kurz gesagt empfehlen wir jeden LED-Streifen aus unserem Test. Alle tun ihren Dienst, alle lassen sich in ein Smart Home integrieren und sind in der Installation einfach. Natürlich gibt es da jeweils Einschränkungen. Es kommt eben darauf an, was genau Du brauchst.
Welcher Lightstrip ist der richtige für mich?
Darauf gibt es natürlich mehrere Antworten. Stichwort Ökosystem: Wer auf HomeKit setzt, wird mit Eve vollauf zufrieden sein. Der LED-Streifen ist optimal auf das Apple-System abgestimmt, strahlt kräftig und natürlich. Für Freunde von Google würden wir zu Philips Hue greifen, vor allem, wenn Du schon eine Philips Hue Bridge hast. Die lohnt sich massiv, wenn Du vielfältige Automationen oder Ambilight-ähnliche Setups haben willst. Ansonsten ist LIFX auch eine gute Wahl.
Setzt Du auf Alexa, hast Du sowieso die absolute Auswahl (bis auf Eve) und solltest Dir auch Innr einmal genauer anschauen.
Der LED-Strip von Innr punktet auch mit seiner Länge. Für die vier Meter musst Du bei allen anderen zusätzliche Erweiterungen kaufen, was den Gesamtpreis hochtreiben kann.
Brauchst Du volle Leuchtkraft, sind Eve, LIFX und Philips Hue klare Favoriten. LIFX hat auch einige Funktionen, die genau das sein können, was Du brauchst, beispielsweise einzeln ansteuerbare LED-Zonen.
Die Leuchtstreifen von Osram sind ebenfalls günstige Alternativen. Vor allem die Bluetooth-Variante ist in unserem Test einmalig, da sie auf Bluetooth setzt, gleichzeitig aber nicht auf HomeKit angewiesen ist.
Zum Abschluss empfehlen wir Dir: Teste selbst. Denn je nach Einsatzort und -szenario sind die Anforderungen natürlich unterschiedlich. Und: Falls Du neu im Thema Smart Home bist, solltest Du Dir zunächst andere Fragen stellen. Beispielsweise, auf welches Ökosystem Du setzen willst oder ob Du Deine Lampen lieber mit Bluetooth steuerst oder über eine Bridge, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Schau Dich ein bisschen auf unserem Blog um. Hier findest Du einige Anregungen, Informationen und Inspiration.
Tabelle: 6 LED-Streifen im Vergleich
Philips Hue LightStrip Plus | Osram Smart+ Flex 3P Bluetooth | Osram Smart+ Flex 3P Zigbee | LIFX Z | innr Flex FL 130 C | Eve Light Strip | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Übertragungsstandard | Zigbee | Bluetooth | Zigbee | WLAN | Zigbee | Bluetooth | |
Lichtleistung | 1600 lm | 480 lm | 600 lm | 1400 lm | 1000 lm | 1800 lm | |
Länge | 2 m | 1,8 m (3 x 0,6 m) | 1,8 m (3 x 0,6 m) | 2 m (2 x 1 m) | 4 m | 2 m | |
Farben | Zeitpläne/Szenen/Regeln | Nur über Apple HomeKit und Amazon Alexa | Max. Verbrauch | 20 W | 10 W | 10 W | 17 W | 24 W | 24 W | Standby-Verbrauch | < 0,5 W | < 0,5 W | < 0,5 W | < 0,5 W | < 0,5 W | < 0,5 W | Eigene App | Nur Android | Nur iOS |
Sprachassistenten |
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Stromversorgung | Netzteil | Netzteil | Netzteil | Netzteil | Netzteil | Netzteil |